9 Tipps für die Suche nach dem passenden Dienstleister

Die Suche nach einem geeigneten Übersetzer stellt viele Unternehmen, aber auch Privatpersonen vor eine große Herausforderung, denn: Woran erkenne ich, ob es sich überhaupt um einen professionellen Übersetzer handelt und vor allem, ob dieser dann auch für mein Projekt oder meine Zielsetzungen wirklich geeignet ist? Ein schwieriges, aber ganz sicher nicht unlösbares Problem, für das ich Ihnen nachfolgend ein paar Tipps geben möchte. Ein wirklich guter, professioneller Übersetzer sollte die nachfolgend aufgeführten Anforderungen meiner Meinung nach problemlos erfüllen können.

Fachliche Qualifikation

Im Gegensatz zu anderen freiberuflichen Tätigkeiten, ist der Beruf des Übersetzers nicht geschützt, was aber nicht heißt, dass Übersetzer keinerlei Qualifikationen oder Abschlüsse vorweisen können. Daher ist dies eine erste Möglichkeit, professionelle Anbieter von anderen zu unterscheiden. Achten Sie darauf, welche Qualifikationen der Übersetzer vorzuweisen hat. Die Möglichkeiten reichen von einem Hochschulabschluss über die IHK-Prüfung bis zur staatlichen Prüfung, wobei unterschiedliche Berufsbezeichnungen und Abschlüsse möglich sind. Nähere Informationen zu den verschiedenen Ausbildungswegen und Qualifikationen finden Sie hier.

Sollten Sie einen Übersetzer für juristische oder rechtserhebliche Texte benötigen, ist es zudem empfehlenswert darauf zu achten, dass dieser über eine sogenannte Ermächtigung oder Beeidigung verfügt. Die Bezeichnung variiert je nach Bundesland, wichtig ist, dass es sich um einen gerichtlich bestellten, also vor Gericht zugelassenen Übersetzer handelt, der auf den Listen der Gerichte geführt wird. Auch wenn Ihre Übersetzung nicht bescheinigt werden muss, so ist dies doch ein wichtiges Indiz dafür, dass Ihr Übersetzer über die erforderlichen juristischen und rechtssprachlichen Kenntnisse verfügt, um eine rechtssichere Übersetzung anzufertigen.

Benötigen Sie eine Fachübersetzung so wäre hier auch darauf zu achten, dass der von Ihnen gewählte Übersetzer Qualifikationen in eben diesem Bereich aufzuweisen hat: entweder durch eine entsprechende Ausbildung, ein Studium oder auch Referenzen, die diesen Bereich abdecken.

Sprachliche Qualifikation

Diese ist schon schwieriger zu beurteilen, doch auch hier sollte der professionelle Übersetzer etwas vorzuweisen haben. Ein gutes Indiz ist eine fundierte sprachliche Ausbildung, die entweder bereits durch das absolvierte Übersetzungsstudium abgedeckt ist oder eben durch eine entsprechende Ausbildung im sprachlichen Bereich. Eine solche Ausbildung wäre beispielsweise ein Germanistik- oder auch Sprachstudium wie Anglistik, Romanistik oder ähnliches.

Natürlich muss nicht jeder Übersetzer die von ihm übersetzten Sprachen tatsächlich studiert haben. Aber ein gutes Sprachgefühl sowohl in der Mutter- als auch in den übrigen Arbeitssprachen ist absolut unabdingbar.

Ein weiterer Punkt, der an dieser Stelle zu nennen wäre, ist das sogenannte Muttersprachenprinzip. Insbesondere bei Werbe- oder literarischen Texten sollten Sie darauf achten, dass es sich bei der Zielsprache Ihres Textes auch tatsächlich um die Muttersprache Ihres Übersetzers handelt.

Verbandsmitgliedschaft

Ein weiteres Indiz dafür, dass Sie einen professionellen Übersetzer gefunden habe, ist seine Mitgliedschaft in einem der Berufsverbände, von denen es in Deutschland mittlerweile eine ganze Reihe gibt. Die Berufsverbände verlangen von Ihren Mitgliedern nicht nur Qualifikationsnachweise sondern meist auch die Verpflichtung zur Einhaltung berufsethischer Standards und eine gewisse Berufserfahrung, womit wir dann schon beim nächsten Punkt wären, der

Berufserfahrung – Fachgebiet – Spezialisierung

Viele Übersetzer sind Quereinsteiger, sie haben nicht unbedingt „Übersetzen“ studiert, aber vielleicht ein anderes Fach, in dem sie eine langjährige Erfahrung vorzuweisen haben. Gerade bei Fachtexten ist es nämlich wichtig, dass der Übersetzer nicht nur die Worte Ihres Textes versteht, sondern auch den größeren Zusammenhang. Auch bei juristischen Texten genügt es nicht, die Sprache des Ausgangs- und des Zieltextes zu verstehen – was oft schon nicht ganz einfach ist – sondern der Übersetzer muss auch erkennen, bei welchen Begriffen es sich um juristische Rechtsprinzipien handelt und wo ein im normalen Sprachgebrauch durchaus üblicher Begriff plötzlich eine andere Bedeutung aufweist. Dieses Wissen hat er sich oft nicht nur in seiner Ausbildung sondern insbesondere in seiner langjährigen Berufserfahrung auf genau dem von Ihnen benötigten Gebiet angeeignet.

Ein weiteres gutes Indiz an dieser Stelle ist es auch, wenn der Übersetzer sich auf einige wenige – darunter die von Ihnen benötigten – Fachgebiete spezialisiert hat. Dies deutet darauf hin, dass er sich mit diesen Themen tatsächlich auskennt. Ein Übersetzer, der zu viele verschiedene Bereiche abdeckt, ist oft noch nicht lange im Geschäft oder hat nicht genug Kunden aus dem von ihm bevorzugten und am besten abgedeckten Bereich. Das ist nicht immer ein Negativpunkt, denn ein junger Übersetzer ist oft noch unvoreingenommener, bereit, sich auf neue Themenbereiche einzulassen und darin einzuarbeiten, und er hat vielleicht auch noch größere Kapazitäten neue Kunden anzunehmen. Mangelnde Erfahrung kann er zudem gegebenenfalls mit ausreichender Neugier und der Bereitwilligkeit wett machen, sich vielleicht zukünftig auf genau Ihr Fachgebiet zu spezialisieren.

Referenzen und Empfehlungen

Ein gutes Zeichen ist es natürlich immer, wenn Ihnen ein Übersetzer empfohlen wird. Doch auch ohne eine solche direkte Empfehlung, können Sie Ihn nach solchen fragen. Viele veröffentlichen aus datenschutzrechtlichen oder Gründen des Wettbewerbs keine Referenzen im Internet, stellen diese jedoch gerne auf Nachfrage zur Verfügung.

Professionelle Website

Auch die Website des für Sie möglicherweise in Frage kommenden Übersetzer kann Ihnen Aufschluss darüber bieten, ob es sich hier um einen professionellen Anbieter handelt und ob dieser für Ihre Zwecke in Frage kommen könnte. Hier sollten Sie Angaben zu den vor- und nachstehend aufgeführten Punkten finden. Hat der Übersetzer einen professionell gestalteten Internetauftritt oder sieht die Seite eher „selbstgestrickt“ aus? Ein professioneller Auftritt deutet darauf hin, dass Sie es hier tatsächlich auch mit einem Profi zu tun haben. Ist seine Internetseite ebenfalls in allen von ihm angebotenen Sprachen verfügbar? Dann haben Sie hier gleichsam eine erste Arbeitsprobe vorliegen. Als Arbeitsprobe genommen, zeigt Ihnen die Website des Übersetzers zudem, wie es um sein Sprachgefühl, seine Grammatikkenntnisse und seine Rechtschreibung bestellt ist. Dabei ist es erst einmal vollkommen unerheblich, ob er die Seite selbst verfasst und übersetzt hat oder ob er diese Arbeiten in Auftrag gegeben hat. Was zählt ist das Ergebnis, denn es zeigt, ob er dazu in der Lage ist, selbst oder mit Hilfe seiner eigenen Übersetzungs- und Gestaltungsressourcen professionelle Texte und Übersetzungen zu liefern.

Berufshaftpflichtversicherung

Ein weiteres Indiz dafür, dass Sie es mit einem professionellen Übersetzer zu tun haben, dem die Risiken seines Berufs bewusst sind, ist der Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung. Jeder macht Fehler und auch ein noch so guter Übersetzer ist davor nicht gefeit. Allerdings sind Übersetzer meist Ein-Personen-Unternehmen und als solche ist es wichtig, sich für den Fall eines größeren Schadens abzusichern. Dies bietet auch Ihnen die Gewissheit, dass in einem solchen Fall Ihre Regressansprüche gedeckt sind.

Erreichbarkeit und Zuverlässigkeit

Zwar habe ich diesen Punkt fast ans Ende meiner Liste gestellt, in Wirklichkeit ist dies jedoch wahrscheinlich das erste Indiz, dem Sie begegnen werden, wenn Sie versuchen Kontakt zu dem von Ihnen ausgewählten Übersetzer aufzunehmen. Ein professioneller Anbieter wird zu den gewohnten Geschäftszeiten auch erreichbar sein. Übersetzer, die Sie telefonisch nicht erreichen können oder die auf E-Mails nicht innerhalb einer angemessenen Frist antworten, sollten Sie von Ihrer Liste streichen. Ich persönlich bestätige zumindest den Empfang der E-Mail relativ zügig und teile meinem Kunden mit, bis wann ich ihm ein ausführliches Angebot vorlegen kann. Hier zeigt sich dann auch schon, wie es um die Zuverlässigkeit Ihres potenziellen Übersetzers bestellt ist.

Klein anfangen

Nachdem Sie nun all die vorstehenden Punkte durchgegangen sind und sich für einen der vielen Anbieter entschieden haben, noch eine letzte Empfehlung: Fangen Sie klein an!

So, wie Sie mit Ihren neuen Mitarbeitern oft eine Probezeit vereinbaren oder als Verbraucher bei Ihnen unbekannten, neuen Produkten, erst einmal eine kleine Menge einkaufen werden, so müssen Sie auch einen neuen Übersetzer nicht gleich mit einer 4-seitigen Imagebroschüre oder einem 20-seitigen Vertragstext beauftragen. Um zu sehen, ob die Chemie stimmt – ebenfalls ein wichtiger Punkt für eine dauerhafte Zusammenarbeit – und ob der Übersetzer tatsächlich Ihren Anforderungen entspricht, ist es oft sinnvoller, erst einmal mit einem kleineren Projekt zu beginnen. Geht dies schief, ist der Schaden nicht allzu groß. Dennoch können Sie hier schon gut abschätzen, wie professionell der Übersetzer Ihre Anfrage bearbeitet, ob die Übersetzung zumindest formal Ihren Anforderungen entspricht und wie sich die gesamte Auftragsabwicklung gestaltet. Ist diese erste Zusammenarbeit erfolgreich, spricht nichts dagegen, weitere Projekte gemeinsam zu bearbeiten. Andernfalls müssen Sie eben weitersuchen – und sind damit zumindest um eine Erfahrung reicher, die Sie Ihrem Ziel, den richtigen Übersetzer für Ihr Projekt zu finden, trotz allem sicher einen Schritt näher gebracht hat.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Suche – und falls Sie noch ein Feedback oder Tipps für andere Leser haben, sind diese in den Kommentaren gerne willkommen!