FrankreichfahneWer nach Frankreich fährt und kein Französisch kann, hat meist ein Problem. Er kann sich nämlich schlecht verständigen. Englisch hilft ihm da nur bedingt weiter, da die Franzosen diese Sprache nur verstehen, wenn man sie französisch ausspricht. Und wenn Sie französisch zwar lesen aber nicht richtig aussprechen können, dann haben Sie fast dasselbe Problem.

Wobei allerdings das Vorurteil, Franzosen würden keine Fremdsprachen lernen wollen, jeder Grundlage entbehrt. Alle Franzosen, die ich kenne, hatten in der Schule Englisch, Spanisch oder sogar Deutsch. Im Norden häufiger Deutsch oder Englisch, im Süden dann eher Italienisch oder Spanisch. Und natürlich fällt es einem Franzosen leichter, eine romanische Sprache zu erlernen. Hinzu kommt, dass das Französische im Gegensatz zum Deutschen ein geradezu winziges Lautspektrum besitzt. Je größer aber das Lautspektrum umso leichter fällt es, neue Laute darin zu integrieren. Deswegen ist es für uns Deutsche weitaus leichter Fremdsprachen zu lernen als für die Franzosen.

Diesen Vorteil unseres großen Lautspektrums wollen wir uns nun gleich zunutze machen. Im Gegensatz zu den Franzosen haben wir nämlich überhaupt keine Entschuldigung dafür, dass wir meist so grottenschlecht Französisch sprechen.

Hier also die erste Lektion für Ihren nächsten Frankreichbesuch:

  1. Nuscheln Sie. Ja, Sie haben richtig gelesen. Machen Sie den Mund bei Reden nur gerade so weit auf, wie es unbedingt erforderlich ist, um einen Ton hervorzubringen und nicht mit einem Bauchredner verwechselt zu werden. Das ist nämlich der erste Unterschied zwischen dem Deutschen und dem Französischen: wir sprechen, als wollten wir unser Gegenüber gleich mit Haut und Haar verspeisen. Die französischen Laute hingegen müssen geradezu genuschelt werden. Ein echter Franzose verschluckt dabei dann auch dreiviertel aller Buchstaben jedes einzelnen Wortes.
  2. Sprechen Sie leise. Sicher, es ist ein völlig falsches Vorurteil der Franzosen zu behaupten, die Deutschen seien laut. Das sind sie nicht. Nur, wer den Mund beim Reden so weit aufreißt wie wir es ja tun müssen, um diese, unsere Sprache zu artikulieren, der spricht dann halt auch gleich etwas lauter. Sprechen Sie leise, das hat zum einen den Vorteil, dass Sie gleich weniger deutlich artikulieren und folglich nuscheln (siehe Punkt 1), zum anderen aber versteht man Sie so schlechter und merkt nicht, dass Sie eigentlich kein Französisch können.
  3. Das größte Problem, das wir Deutschen mit dem Französischen haben, sind die Nasale. Diese merkwürdigen Töne, die sich anhören, als sei unser Gegenüber fürchterlich verschnupft und würde uns jeden Moment mit einer grauenhaften Erkältung anstecken. Wetten, Sie können das ebenso gut? Halten Sie sich einfach jedes Mal die Nase zu, wenn Sie einen solchen Ton von sich geben wollen und Sie werden sehen, das Ergebnis ist durchaus zufriedenstellend. Selbstverständlich können Sie sich auch eine Wäscheklammer auf die Nase klemmen. Sagen Sie doch mal: Bonjour, Monsieur (gesprochen: bonschur Mösjö), wobei Sie sich beim ersten „o“ die Nase zuhalten. Sehen Sie, das hört sich doch schon ganz gut an.
  4. Betonen Sie jedes Wort auf der letzten Silbe. Statt Andrea mit Betonung auf dem „e“ sagen Sie Andrea mit Betonung auf dem letzten A, wobei Sie sich beim ersten A die Nase zuhalten und schon haben Sie meinen Vornamen französisch ausgesprochen!
  5. Singen Sie Ihre Sätze, am besten natürlich zur Melodie der „Marseillaise“.
  6. Filmen oder fotografieren Sie das Ergebnis und schicken Sie es mir als Illustration für diesen Beitrag.