Dieser Artikel sollte normalerweise letzte Woche erscheinen, als erster Text nach der Weihnachtspause: Ein Blogwichtelgeschenk meiner Mit-Textine Karin Klug. Die Ereignisse in Frankreich kamen dazwischen. Doch vielleicht ist gerade jetzt auch der richtige Moment für diese Gedanken. Hier nun also der Text über das Glück, der dieses Jahr eigentlich einläuten sollte:
Was tut eine Psychologin aus Österreich auf den Blogseiten einer Französisch-Übersetzerin in Deutschland? Nun, sie geht spazieren… sie nimmt sich eine Auszeit, um den Kopf wieder frei zu kriegen … um eine kleine Reise zu unternehmen … sich anregen, unterhalten, inspirieren zu lassen …
Ich gestehe, ich liebe die französische Sprache – sie ist für mich eine der schönsten Sprachen der Welt. Ob ich französisch spreche? Leider, bis auf ein paar klägliche Brocken ist von meinem Schulfranzösisch nicht mehr viel hängen geblieben. Dennoch höre ich immer wieder entzückt zu, wenn irgendwo in meiner Nähe französisch gesprochen wird … und ich nehme mir regelmäßig vor, mein Schulfranzösisch nun aber endlich aufzupolieren… und in das Land meiner Träume zu reisen …
Bis dahin aber nütze ich die Gelegenheit, „fremd“ zu gehen … mich auf fremden Blogs herumzutreiben … und (als Blogwichtel) nun auch selber ein paar Anregungen zu deponieren …
Im Moment beschäftige ich mich (als Psychologin und als Privatmensch) sehr viel mit dem Glück und dem Glücklichsein … es wird da viel geforscht, es gibt tolle Studien, Ergebnisse, Bücher, Internetseiten, Tipps und Erkenntnisse …
„Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie es sich selbst vorgenommen haben“, wusste schon Abraham Lincoln.
Und er hatte durchaus recht, wie es viele Forschungen belegen: Glück ist nämlich nichts, dass vom Himmel fällt und zufällig die einen trifft und die anderen leer ausgehen lässt. Das betrifft maximal die Lottospieler. Wer aber glücklich sein möchte, der hat das zu einem großen Teil selber in der Hand. Wir glauben ja irgendwie, dass Menschen sich dann freuen und glücklich sind, weil und wenn sie viel haben/kriegen/sind… aber: der reichste, mächtigste Mensch wird nicht glücklich sein, wenn er sich nicht daran erfreuen kann, was er hat, wenn er es nicht zu schätzen weiß. Wer Familie hat, Kinder, ein Dach über dem Kopf, wer genug zu essen hat, Freunde, ein Arbeit, die für ihn Sinn macht – der darf sich glücklich schätzen. Wer dankbar ist, für das, was er hat, was ihm der Tag immer wieder aufs Neue bietet, wer die vielen kleinen Chancen und Gelegenheiten wahrnimmt und sich daran erfreuen kann, der ist glücklich.
In meiner Praxis erlebe ich oft Menschen, die viel haben, mehr als sie je brauchen/ausgeben können, die dem Geld, dem Glück hinterherhetzen und die dennoch unglücklich sind. Von Existenzängsten, Selbstzweifeln getrieben. Die sich nicht erfreuen können an dem, was sie haben, was sie sind. Die immer mehr brauchen und mehr. Und doch nie ans Ziel kommen.
Erst gestern hab ich wieder von einem Menschen gelesen, der sein Leben lang schwer krank ist, dessen Knochen brüchig sind wie Glas, der viele Operationen bereits von klein an über sich ergehen lassen musste…. „Ich hab halt ein fröhliches Naturell“, hat er im Zeitungsinterview gesagt, weil er so gerne lacht und sich nicht unterkriegen lassen will. Weil er seine Tage genießt, alles, was ihm das Leben zu bieten hat. Was für uns auf den ersten Blick vielleicht erschreckend wenig erscheinen mag, doch es lässt erahnen: Glücklichsein hat womöglich nicht so viel mit den Rahmenbedingungen zu tun. Es ist vielmehr eine innere Einstellung – und: „Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück durch Vernachlässigung kleiner Dinge“ (Wilhelm Busch).
Das stimmt doch erfreulich: Wir müssen nicht darauf warten, dass uns das Glück endlich findet, wir haben es bereits in unserer Hand! Was gibt es doch alles, wofür wir dankbar sein können… jeden Tag aufs Neue. Wie viele kleine Gelegenheiten warten darauf von uns entdeckt und genutzt zu werden. Und uns glücklich zu machen.
Da nehme ich mir beispielsweise eine kleine Auszeit, weil der Kopf brummt und spaziere durch die Welt der Andrea Alvermann … betrachte Bilder, die Phantasien in mir wecken, die Reiselust aufkommen lassen … studiere die Rezepte und kriege sofort Gusto, alles nachzukochen und zu kosten … da schmökere ich auf den Französisch-Seiten und freue mich riesig, weil ich sogar noch einiges verstehe… und schwupps, fühlt sich mein Kopf schon leichter an, lebt meine Seele auf, kriegt mein Hirn neue Nahrung… und das macht mich richtig glücklich.
Schnappen Sie sich mal Papier und Bleistift und gönnen Sie sich eine ruhige Minute: Was macht Sie glücklich? Was erfreut ihr Herz? Ihren Geist? Ihren Körper? Im Kleinen wie im Großen? Machen Sie sich ihre Glücksmomente bewusst. Denn: auch in der trübsten Pfütze spiegelt sich noch die Sonne. Also: Lassen Sie sich von den Sonnenstrahlen streicheln!
Merci beaucoup
KARIN KLUG
Praxis Psychologie & Lebensberatung
Klinische- Gesundheits- und Arbeitspsychologin
Klosterwiesgasse 33
8010 Graz
Tel: + 43 (0) 650 / 9720137
Email: info@klug.or.at
www.klug.or.at
P.s. Literatur zum Thema gibt es auf meiner Webseite Psychokram